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LPD: Polizei-Diensthunde im erfolgreichen Einsatz

Polizei-Diensthunde im erfolgreichen Einsatz

Sie suchen nach Vermissten, stöbern diverse Gegenstände auf und geben Ermittlern oftmals den entscheidenden Hinweis – die Diensthunde der steirischen Polizei. Mit ihrem Spürsinn und ihren vielseitigen Spezialisierungen tragen sie oftmals auch zur Klärung von Gewaltverbrechen bei. So beispielsweise 2005 beim Fund einbetonierter Babyleichen in Graz. Erst kürzlich stellten sogenannte „Leichen- und Blutspürhunde“ (LBSH) bei zwei Vermissten-Fällen in der Steiermark neuerlich ihre Effizienz unter Beweis.

Bereits seit den späten 1990er-Jahren verfügt die österreichische Polizei über sogenannte Leichen- und Blutspürhunde (LBSH). Dabei handelt es sich um „Allrounder“ im polizeilichen Diensthundewesen, welche – neben der zweijährigen Grundausbildung im Bereich Fährten-, Stöber und Schutzarbeit – auch eine Spezialausbildung vorweisen. „Konkret werden diese Vierbeiner mit verschiedenen Geruchsträgern darauf konditioniert, bei der Eiweiß-Zersetzung des menschlichen Blutes entstandene Geruchsbilder aufzustöbern und anzuzeigen. Wie bei anderen Polizei-Diensthunden auch, erfolgt die Ausbildung dabei stets im positiven Sinne über den natürlichen Beutetrieb“, weiß Kontrollinspektor Ewald Kern. Als langjähriger und erfahrener Hundeführer ist er landesweit für die vielfältigen Ausbildungen im Diensthundewesen innerhalb der Landespolizeidirektion Steiermark verantwortlich.  

Aufgrund der rund 220 Millionen Riechzellen können Hunde Verwesungsgeruch selbst im Nanobereich feststellen. Einsetzbar sind LBSH in der Fläche, sowohl am Land als auch über Wasser, aber auch im alpinen Gelände. Dabei wird selbst die Fortbewegung in der Luft mittels Polizei-Hubschrauber sowie das Abseilen aus diesem samt Hund regelmäßig trainiert (siehe Bilder).

Zwei der bundesweit 17 Leichen- und Blutspürhunde stammen aus der Steiermark. Gemeinsam mit ihren Hundeführern Gruppeninspektor Bernhard Gruber und Revierinspektor Armin Mersnik der Polizeidiensthunde-Inspektion (PDHI) Graz stellten „Hancock“ und „Nero“ erst kürzlich zwei Mal hintereinander ihre Effizienz unter Beweis.

Dabei fanden sie bei Bad Aussee einen verunglückten Wanderer (81). Der Obersteirer war seit 11. Oktober 2021 nicht von einer Tour im Bereich Tressensattel zurückgekehrt und folglich von seiner Frau als vermisst gemeldet. Nach mehreren Suchaktionen sämtlicher Einsatzorganisationen konnte „Nero“ am 25. November 2021 einen aufs Erste nicht wahrnehmbaren menschlichen Knochen in einer Felsspalte abseits eines Wanderweges erstöbern. Dieser führte die Polizisten letztlich zu einer etwa 200 Meter entfernten steilen Geländerinne. Dort entdeckte der fünfjährige Holländische Herder den verunglückten 81-Jährigen. Seine Leiche wurde mittels Polizei-Hubschrauber geborgen.

Lediglich einen Tag zuvor (24. November 2021) stand das Duo auf der Mur südlich von Graz im Einsatz. Mit Hilfe von Booten der Grazer Berufsfeuerwehr stöberten „Hancock“ und „Nero“ entlang der Wasseroberfläche nach einem abgängigen Mann (36), der im Fluss vermutet wurde. Dabei setzten beide Leichen- und Blutspürhunde nach mehreren Kilometern Suche stromauf- bzw. abwärts eindeutiges Anzeigeverhalten durch Verbellen. Taucher der Berufsfeuerwehr Graz verfolgten daraufhin die an der Wasseroberfläche erlangten Hinweise der Hunde und konnten die Leiche des Mannes in etwa drei Metern Tiefe bergen.

„Auch wenn der Anlass meist ein trauriger ist – als Landesausbildungsleiter freut man sich natürlich über derartige Sucherfolge. Denn sie zeigen nicht nur, dass unsere polizeiliche Diensthunde-Ausbildung Früchte trägt. In vielen Fällen ist es auch die einzige Möglichkeit für Angehörige, sich würdevoll von ihren Liebsten zu verabschieden und einen Abschluss zu finden“, so Kern.

Aktuell stehen in der Steiermark zwölf Junghunde in Ausbildung. Sie werden ihren Diensthundeführerinnen und -führern bereits im Alter von acht Wochen zugewiesen. An deren Seite verbringen sie in der Regel ihr ganzes Leben – auch nach der angetretenen „Diensthunde-Pension“ im Alter von elf Jahren. Doch egal ob Belgischer Schäferhund (Malinois), Holländischer Herder, Deutscher Schäfer oder Riesenschnauzer – alle Hunde beginnen mit der zweijährigen Grundausbildung im Bereich Fährten-, Stöber und Schutzarbeit. Diese erfolgt eigenständig im jeweiligen Bundesland. Begleitend dazu erfolgen Modulausbildungen in einem der Bundesausbildungszentren. Auch eine Einsatzprüfung von Mensch und Tier vor dem ersten gemeinsamen Einsatz sowie laufende Leistungsüberprüfungen und Weiterbildungen stehen für die Dauer des dienstlichen Hundelebens am Plan.

Erst danach erfolgen, je nach Veranlagung des Hundes, unterschiedlichste Spezialausbildungen – beispielsweise im Erkennen von Sprengstoff, Sucht- oder Brandmitteln, Banknoten, Dokumenten und vieles mehr. Kern: „Das Einsatzgebiet von Hunden ist sehr vielfältig. Spätestens seit dem aufsehenerregenden Fund von einbetonierten Babyleichen im Jahr 2005 ist auch bekannt, dass es sogar für die Suche nach Leichen- und Blutspuren vierbeinige Spezialisten bei der Polizei gibt.“

Insgesamt 50 Polizei-Diensthunde (PDH) stehen aktuell Seite an Seite mit ihren elf weiblichen und 35 männlichen Polizei-Diensthundeführern (PDHF) für die steirische Exekutive im Einsatz. Sie versehen überwiegend auf zwei Polizei-Diensthundeinspektionen (PDHI) in Graz und Leoben ihren Dienst. Gleich mehrere Diensthunde-Streifen unterstützen tagtäglich Polizeistreifen sowie Kriminalisten bei ihrer Arbeit. Dabei kommt es durchschnittlich zu rund 4.400 Einsätzen pro Jahr. Allein 2019 (Anm.: 2020 wegen Corona nicht repräsentativ) erschnüffelten beispielsweise steirische Suchtmittel-Spürhunde Drogen im Straßenverkaufswert von mehr als 400.000 Euro.

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